Wurzeln zu Blüten

Wer bin ich? Wer will ich? Was kann ich? Wieso?
Fragen, die mich seit Monaten beschäftigen. Fragen, die wir uns alle tagtäglich wohl stellen.
Sie zu beantworten – ist eine andere Sache.
Kurze Gedanken, Ablenkung, neue Ideen, neue Reize, alte Muster und Gewohnheiten und dann wieder der Drang nach etwas Anderem, Neuem.

Ich liebe das Schreiben. Es gehört einfach zu mir. Ich habe schon immer Tagebuch geschrieben, das wisst ihr. Mit 10 Jahren wöchentlich eine Zeitung gebastelt und an meine Familie verkauft. Gedichtversuche. Geschichten handgeschrieben auf unzähligen losen Seiten. Dann kam der Blog und etliche ehrliche Texte. Und dann: Ihr. Das wurde ein Wir. Oder war ich doch nie allein? Ihr habt Euch zu mir gestellt. Uns verwoben. Geschichten miteinander verstrickt. Eure Gefühle in meine Worte gepumpt. Ihnen damit einen Puls gegeben. Sie zum Leben erweckt. Ihr, mit denen ich all das, was in meinem Kopf vorging und geht, teilen konnte. Und immer noch teile. Und ich meine Teilen in seinem ursprünglichen Sonn: nämlich so, dass für jeden etwas bleibt. Die letzten knapp neun Jahre als Bloggerin waren eine unglaublich aufregende und lehrreiche Zeit. Ich habe Dinge über mich und Euch gelernt. So viel Liebe empfangen und Und eh ich’s mich versah, wurde aus diesem unscheinbaren Ort im Internet nicht nur mein Beruf, sondern auch und vor allem ein Sammelsurium an Gedanken, Erfahrungen und Geschichten.

Die Zeit, das Erwachsenwerden und alles, was das so mit sich bringt, ganz besonders meine Reise nach Guinea – haben mich immer wieder aufhorchen lassen. Gedanken, Gefühle, meine persönlichen Ziele und Vorstellung von Zukunft haben sich stets verändert, fein justiert. Immer deutlicher wurde mein Gefühl, dass ich mich auf keinen Fall den Rest meines Lebens nur um mich selbst drehen möchte.
Also habe ich mich darauf besonnen, wieso ich das hier eigentlich mal angefangen hatte. Was war es, dass die 15jährige Luise antrieb? Was hat all die anderen junge Frauen und Männer damals (und ja, man kann „vor 9 Jahren“ als damals bezeichnen) motiviert?

Es waren keine kostenlosen Produkte, es war kein Fame oder Likes, kein Geld dieser Welt. Es war der Wunsch sich selbst auszudrücken. Es war eine Suche nach anderen kreativen, besonderen Köpfen. Es war eine Flucht aus dem ermüdenden Alltag. Bei mir war es das Schreiben und der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Austausch und die Freiheit kreativ zu werden.

Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich? Wieso?
Fragen, die mich seit Monaten beschäftigen. Fragen, die wir uns alle tagtäglich wohl stellen.
Sie zu beantworten – ist eine andere Sache.
Kurze Gedanken, Ablenkung, neue Ideen, neue Reize, alte Muster und Gewohnheiten und dann wieder der Drang nach etwas Anderem, Neuem.
Und dann habe ich mich hingesetzt und Antworten formuliert. Ganz sicher sehen diese morgen oder in drei Monaten schon wieder anders aus.
Aber für jetzt: Schreiben. Ich möchte Schreiben. Und Herausforderungen. Wie damals. Nur heute auf einer ganz anderen Ebene. Kreativität und Freiheit. Und Schreiben. In Ruhe und mit ganz viel Kraft und Liebe und Geduld für mich und meine Kreativität selbst. Ich will Menschen zum Nachdenken anregen, zur Ruhe kommen lassen und dafür sensibilisieren, dass Gefühle okay sind. Ich möchte mir, meinen Entscheidungen und auch meinem Privatleben Raum geben und Luft zum atmen. Ich möchte geduldig sein mit mir selbst und meinen Erkenntnissen, Entscheidungen. Ich will, dass sich meine Welt ein bisschen langsamer dreht, sodass ich mehr Zeit habe und Kraft für andere Welten.

Und für einen Neuanfang – muss man auch immer etwas beenden. Für den Blog hieß das Folgendes (und ich weiß nicht, ob ich zu naiv, noch immer zu ängstlich bin): Aber ich wollte einen sicheren Ort für diese Worte, meiner Erinnerungen und unsere Gefühle. Einen Ort, an dem Zeit ein bisschen langsamer vergeht, Versprechen wirklich gelten und es auch ganz unbesorgt ruhig werden kann.

Deswegen haben wir dieses Buch gemacht –
ein Zuhause. An dem wir uns festhalten können.
Ein bisschen Hoffnung. Gedankenanstöße. Erinnerungen.
Unsere Jugend gepresst zwischen Buchseiten.
Ein Herbarium.
Für mich
und uns

handgeschrieben– mein eigener Verlag. Wurzeln zu Blüten – mein eigenes Buch. Ein Archiv. Ein sicherer Ort, an den wir alle jederzeit also zurückkehren können. Ich bin Luise Morgen, nein: Luise Morgeneyer.
Und es steht fest: Ich werde nie aufhören zu schreiben.

KleinstadtCarrie.net, so wie ihr es kanntet – gibt es heute nicht mehr.
Jeden Tag ein bisschen besser. Und dazu gehören Neuanfänge, auch mal größere Schritte, Dinge zu beenden um etwas Neues anzufangen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir dem Blog mit Wurzeln zu Blüten einen würdevollen Abschied erteilt haben. Also ich könnte mir keinen schöneren vorstellen. Ein sicherer Ort, an den wir alle jederzeit also zurückkehren können.

Ich bin mir ganz sicher, dass wir uns alle nicht aus den Augen und erst recht nicht aus dem Herzen verlieren werden.
Danke für Eure Treue in den letzten Jahren, fürs Mitfiebern, fürs Kritisieren und Anspornen. Ich danke Euch allen für jeden einzelnen Kommentar, jeden Brief, jede Umarmung und jeden einzelnen Klick. Danke dafür, dass ihr diesen Ort zu dem gemacht habt, was er heute ist. (Eine ausführliche Danksagung – bevor ich jetzt hier wieder in Tränen ausbreche – findet ihr im Buch!) Und nun nochmal: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.