„Du warst für mich die größte Überraschung auf dieser Reise, Luise.“
Ich schaue sie verwundert an.
Mein Gesicht ist braungebrannt. Eine feine Schicht roter Sand darauf. Meine Haare seit einigen Tagen nicht gekämmt. Wir sind die letzten draußen im Hof. Ein orangefarbener und ein dunkelgrüner Gartenstuhl. Über uns der endlose Sternenhimmel Afrikas.
„Ich weiß, es ist total doof, aber wir Menschen denken in Schubladen – und als Du am Flughafen ankamst und dazu das was ich über dich wusste. Zu glauben wusste. Und das Blond und der rosafarbene Pullover.
Jedenfalls: Ich habe mich geirrt.
Ich danke Dir dafür, dass Du mich eines besseren belehrt hast.“
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Ich bin berührt.
Ein bisschen vor den Kopf gestoßen. Die Blonden Haare. Der rosafarbene Pullover.
Aber ja, wir denken in Schubladen.
Und vielleicht ist das okay.
Und ich sage „Danke!“ und lächle und wir gehen schlafen.
Manchmal würde ich mir gern „Ich bin okay!“ auf die Stirn schreiben. Und dazu noch einige Randnotizen. Dass ich vegetarisch lebe nämlich. Und dass ich mir mehr Gedanken über die Gefühle anderer als über mein Make-Up mache. Ich überwinde täglich Ängste und es war verdammt hart, sich das hier alles aufzubauen. Okay, ich liebe Justin Bieber und meistens dusche ich viel zu lang. Ich kann wirklich zickig werden und manchmal etwas zu harsch.
Aber ich bin okay.
Allerdings ist das zu viel. Das ist zu viel. Und ich könnte Sandalen tragen und aufhören mich zu schminken. Ich könnte den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen und einem geöffneten Reisepass durch die Straßen laufen, einfach um jedem zu zeigen: ich bin okay. Ich bin freundlich. Ich bin offen.
Aber die meiste Zeit über ist mein Aussehen, sind die Sachen, die ich gern trag’, ein gutes Schutzschild. Und die, die es nicht wert sind, prallen daran ab. Das hat mich die Zeit gelehrt.
Denn hinter all’ den Likes und blonden Strähnen, unter dem Lipgloss und dem selbstbewussten Auftreten – da ist noch mehr.
Und manchmal blitzt das durch. Kurz. Man kann es erahnen. Wenn man nur aufmerksam genug ist. Vorsichtig.
Und wer Zeit mitbringt, der sieht mehr. Der sieht am Ende mich.
Und dann trifft man diese Menschen. Die, die sich Zeit nehmen.
Zwei Wochen in Afrika.
75 Minutem im Dritte Welt Laden und am Ende sagt sie „Merkwürdig, wir sehen so verschieden aus, aber denken genau das selbe. Das selbe Herz irgendwie.“ „Verrückt, oder?“, lache ich. Verlasse in meinen rosanen Sneakers den kleinen Laden an der Ecke und winke ihr, in Sandalen, Wollsocken und mit drei Rastas auf dem Kopf, zu.
Kleider machen Leute, sagt man. Aber vielleicht eher Leute, die sie nicht selbst tragen. Und am Ende sieht man das, was man sehen will. Vielleicht war der Kaiser nackt? Ja, er war es. Ihr müsst nur richtig hinsehen!
Kleider machen Leute.
Vielleicht ist das so.
Aber Geduld macht mehr, Lässt mehr sehen.
Denn es geht doch darum, was drunter ist.
Ich bin ständig unterwegs, Vanessa selbst steckt mitten in der Ausbildung – wir hatten uns also eine Ewigkeit nicht gesehen. Als wir uns endlich mal wieder zum Shooten verabredeten, wurde fast mehr erzählt und berichtet, als fotografiert, aber das ist bei Mädels eben so! Und die Ergebnisse? Lassen sich sehen.
Oerteil – H&M
Hose – ASOS
Tasche – Accessorize
Schuhe – C&A
Schmuck – Petra Waldow (hier)
BH – Asos (hier, hier oder hier)
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20 KommentareSchöner Text! Kann mich wirklich sehr gut damit identifizieren – habe ebenfalls blonde Haare, mag rosa und bin äußerlich wohl eher ein Girly. Dass da noch mehr dahintersteckt merken viele wahrscheinlich gar nicht; z.B. interessiere ich mich für Naturwissenschaften und höre Rock-Musik. Manchmal lasse ich dann die rosa Tasche oder den rosa Pulli lieber im Schrank, weil ich nicht gleich als „Barbie“ abgestempelt werden möchte. Eigentlich schade, dass man selbst denkt, man müsse sich zwischen beidem entscheiden.
Und trotzdem erwische ich mich auch immer wieder dabei, andere in Schubladen zu stecken.
Dein Post hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht! 🙂
Lieb ich sehr! Vor allem der Teil „wir denken gleich sehen aber total verschieden aus“… Muss mich auch immer selbst darauf gut achten, Menschen nicht in Schubladen zu stecken.
Glg aus Wien
Ein schöner Beitrag und ich bin wieder sehr begeistert von den Bildern!
Liebst,
Andrea
http://www.andysparkles.de
Tolles Outfit! Hier erinnerst du mich irgendwie an die Bloggerin „queenofjetlags“ 🙂
Zu der Verkäuferin im Dritte-Welt-Laden: Eure Gedankengänge ähneln sich vielleicht, die Konsequenz, die aus diesen Ansichten erfolgt, ist jedoch sicher sehr unterschiedlich. Ich finde es schön, dass du dir Gedanken machst, allerding sehe ich nicht, dass sie einen Einfluss auf deine darauffolgenden Handlungen haben.
Was nutzen den Menschen, die in ausbeuterischen Verhältnissen leben, deine virtuellen Tränchen, wenn du danach fröhlich weiter konsumierst und die unterdrückendenen, versklavenden Mechanismen weder infrage stellst noch etwas zu ändern versuchst.
Wirklich, deine Gedanken sind sehr schön und ich würde mich freuen, wenn sie nicht nur verbale Bekenntnisse bleiben, sondern aus ihnen eine Haltung und ein Aktionismus entwächst.
Hey Inko,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Da hast Du zu Teilen sicherlich recht. Allerdings denke ich nicht, dass Du zu 100% weißt, wie ich lebe und handle und inwiefern ich mein Verhalten anpasse.
Und dafür hat mir diese Frau eben auch sehr viel Input gegeben. Wo und wie fängt man an. Wie kann man täglich „besser“ werden?
Du hast recht, ich kommuniziere die Veränderungen nicht groß hier auf dem Blog, aber sie passieren 🙂
Da hoffe ich einfach auf Dein Vertrauen und dass wir, jeder für sich, an uns arbeiten 🙂
Hey du,
ich werde immer mehr Fan von deinen Beiträgen. Denn wie du schon festgestellt hast, ordnen wir ja erstmal Schubladen zu, doch du zeigst mit tollem Beispiel, dass diese Kategorisierung nicht wirklich funktioniert. Du postest zwar Outfitbilder (die im übrigen sehr schön geworden sind), doch bist keineswegs oberflächlich. Mir gefallen deine Texte echt gut!
Liebste Grüße,
Alina von http://www.selfboost.de
Danke Alina, juhu <3
Ich habe mich so wiedererkannt! Dieses Vorurteilen ist ein Gedanke mit dem ich mich schon länger unbewusst und im Stillen beschäftige. Man erfährt dieses in Schubladen-Stecken einfach tagtäglich und manchmal erwischt man sich selbst dabei. Danke, dass du so mutig und offen bist, von deinen Begegnungen zu berichten! Dieses
„Vor- den – Kopf -Gestoßen -Gefühl“ mit so vielen Leuten zu teilen ist so mutig!
Aber genau das macht mir Mut, wenn ich deine Texte lese.
Liebe Grüße,
Paula
Hallo Luise,
ich muss sagen als dein Blog und dein Gesicht mir in den Weiten des Internets das erste Mal begegnet ist, dachte ich zuerst: Hmm, auch mal wieder so eine 0815-Modebloggerin, die am liebsten Fashion- und Makeup-Hauls anfertigt und vermutlich mehr Schminke als alles andere besitzt. Nun muss ich sagen, dass es mir leid tut und ich mich auch etwas schlecht fühle für so viele Vorurteile, denn beim ernsthaften Lesen deiner Einträge lässt sich schon erahnen, was für eine komplexe und aufregende Persönlichkeit du bist. Ich finde es schön, dass du dazu stehst dich gern aufzuhübschen, aber trotzdem weißt, dass dich viel mehr ausmacht und du uns das auch näher bringst.
Liebe Grüße,
Sarah (sasarinchen.blogspot.de)
Danke Sarah <3
Das stimmt und ist so wahr! Schubladendenken lässt sich einfach nicht entfernen, irgendwie ist es wohl auch menschlich. Wirst du denn demnächst auch weitere soziale Projekte unterstützen und dich beteiligen? Das wäre ja klasse 🙂 Viele Grüße nach Thailand!
PS. und übrigens auch mal ein Lob an die Fotografin bzw deine Fotografen, ich modele selbst manchmal und bewundere stets wie toll viele (Hobby)fotografen kleinste Details finden und super darstellen können! Und einfach wissen wie man jmd am besten in Szene setzt. 🙂 Deine Freundin mit der du zurzeit verreist macht bspw. auch gute Bilder von dir, und nimmt gute Bildausschnitte… besser ehrlich gesagt als du von ihr, an der gleichen Location 😉 (nicht böse gemeint, es fällt nur auf). Nichtsdestotrotz: super dass du mit solch talentierten Leuten arbeiten kannst!
Liebe Luise,
irgendwie finde ich diese Anekdote schön, aber auch ein klein wenig.. naja, nicht traurig, aber ein kleiner Seufzer entfährt mir dabei doch. Weil manchmal Menschen, von denen man am wenigsten erwarten, dass sie in Schubladen denken, doch vorher urteilen. Vielleicht ist es die Gewissheit, dass wirklich fast niemand vorurteilsfrei durch die Welt geht, das, was mir den Seufzer entlockt. Aber umso schöner, wenn man jemanden durch seine Art zum Umdenken bewegt. Ein paar Vorurteile mehr beseitigt. Die Schranken abbaut.
Ich selbst versuche ebenfalls nicht zu urteilen. Man kennt eben nie die Backgroundstory. Ich finde, wir sollten uns alle ein bisschen mehr ermutigen, ein bisschen mehr reden und kommunizieren, verwundbar sein wenn es sein muss. Und auch mal ganz nackt, sprichwörtlich, herumlaufen. Den Schutzschild kurz ablegen. Luise, es ist so schön, dich an dir selbst und deinen Abenteuern wachsen zu sehen. Du bist so ein großes Vorbild für mich.
Liebe Grüße,
Melissa von http://www.lovingmel.net
Danke Melissa, vielen Dank <3
True Story! Schubladen Denken ist gefährlich… wir machen es leider alle und vergessen dadurch manchmal, wie wichtig es ist, Menschen mal nicht direkt in Schubladen einzuordnen und frei und unvoreingenommen zu beurteilen.
Du bist ein tolles Beispiel dafür. Passt vom Aussehen theoretisch auch in das typische Blogger-Dasein (überhaupt nicht abwertend gemeint, ich meine damit nur dass du Style hast und coole Sachen trägst) aber deine Texte beweisen, dass du anders bist. Wirklich nachdenkst. Echt bist. Schwächen hast. Träume hast. Zu schätzen weißt.
<3
Wie immer wunderschön geschrieben. Man kann nicht viel mehr dazu sagen.
Stimme dir voll und ganz zu.
Viele Grüße,
Laura von http://consultlaura.blogspot.de
Wie immer wunderschön geschrieben. Man kann nicht viel mehr dazu sagen.
Stimme dir voll und ganz zu.
Viele Grüße,
Laura vonhttp://consultlaura.blogspot.de
„Kleider machen Leute, sagt man. Aber vielleicht eher Leute, die sie nicht selbst tragen.“ <3
wirklich wunderschön geschriebn
Das ist mir auch bereits des öfteren aufgefallen, dass auch ich leider immer wieder in Schubladen denke. Egal wie sehr man sich anstrengt, passiert das manchmal. Am wichtigsten ist dann, dass man sich davon nicht ‚abschrecken‘ lassen sollte, denjenigen kennen zu lernen. Denn ist unglaublich, wie Menschen einen doch überraschen können! So habe ich tatsächlich meine besten Freunde kennen gelernt 😀
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ein toller Beitrag. Man sollte öfter hinter die Fassade schauen. Danke für deine Worte liebe Luise.
Liebe Grüße Dany
http://www.danyalacarte.de